Kritik am Sportkonzept des DRV
Martin Steffes-Mies, Vorsitzender des Mainzer Ruder-Vereins und Kommunikationsvorstand der Interessensgemeinschaft leistungsfördernder Rudervereine (IGL) hat dem Chefredakteur der Zeitschrift „rudersport“ Thomas Kosinski, dort veröffentlicht in der Mai-Ausgabe, ein Interview gegeben, in dem er Kritik am Deutschen Ruderverband (DRV) übt.
Die IGL vermisse im DRV Mitgliederbeteiligung ebenso wie zeitgemäße Managementstrukturen. Es sei nicht zu verstehen, dass der DRV bei 600 Vereinen und 83.000 Mitgliedern in Deutschland von einem Vorstand aus drei Personen geführt werde. Die Interessengemeinschaft, so Martin Steffes-Mies moniere außerdem die Intransparenz innerhalb des DRV. Aber auch mit der neuen Leistungssportkonzeption sei er nicht einverstanden, weil sie ohne Einbindung der Athleten, Trainer und Vereine entwickelt worden sei und mit der Reduzierung auf drei Leistungsstützpunkte nach der Devise „Friss oder stirb!“ verfahre. „Wer kommt, ist dabei, wer nicht kommt, kann aufhören.“ Dieser Umgang mit den Athleten und das Konzept zerstöre die Ressourcen des Leistungssports im Rudern, sagte Steffes-Mies.
Dezentrale Trainingsstützpunkte
Lobend erwähnte er dabei den Dortmunder Stützpunkt. Den anderen ausgewählten Stützpunkten fehle jedoch eine vergleichbare Infrastruktur, um die Konzeption des DRV umsetzen zu können. Außerdem sei es falsch, den relativ wenigen, die in Deutschland noch leistungssportlich rudern, zuzumuten, ihren Lebensmittelpunkt in eine dieser drei Orte zu verlegen und alles aufzugeben, was Freunde, Studium und Privatleben betreffe. Diese Bevormundung lehne die Interessengemienschaft ab. Er verlangte, auch denen Chancen zum ambitionierten Rudern zu bieten, die in Halle, Radolfzell oder Würzburg wohnen bleiben wollten.
Steffes-Mies befürwortete stattdessen folgendes Konzept: „Wir sollten … dafür sorgen, dass es ein bundesweites Netz von Stützpunkten und Trainingsstützpunkten gibt, sodass ein jeder den Leistungssport mit seinem übrigen Leben koordinieren kann. Wenn es dafür mehr als diese neun oder zehn Bundesstützpunkte braucht – wofür vieles spricht -, müssen wir eben weitere Zentren erhalten oder etablieren“.
Offene Diskussion über Alternativkonzept
Gefragt, ob die IGL auf dem Rudertag im Herbst mit eigenen Kandidaten bei den Präsidiumswahlen antreten werde, antwortete er: „Es geht uns in erster Linie um Inhalte und Strategien beim Leistungssport. Da ist uns das Thema Personal nicht so wichtig.“ Er glaube an die Bereitschaft aller, Argumente auf sich einwirken zu lassen, und führe dazu intensive Gespräche. Er vermisse jedoch momentan jede Reaktion des Verbandes.
Zum Schluss sagte der MRV-Vorsitzende wörtlich: „Es fehlt eine Gesamtkonzeption für den Ruderleistungssport, die alle Beteiligte einbindet und die diese gerne mittragen, weil sie eine vernünftige Bündelung aller Ressourcen darstellt. Wir verstehen uns nicht als Fundamentalkritiker des DRV. Unsere Kritik richtet sich ausschließlich auf das Thema Leistungssportkonzeption und die Führung des Verbandes. In anderen Bereichen und Ressorts wird hervorragende Arbeit geleistet. Da sehen wir auch riesige Stärken des Verbandes.“